Es ist einfach schön so. Anders – ja. Aber schön. Moment, hat sie da gerade was von „anders“ geschrieben? In Zeiten, wo alle Geschlechter gleichgesetzt werden und es keine Unterschiede mehr geben soll außer der ungerechten Bezahlung, die immer wieder im Wahlkampf gerne rausgezogen wird, darf man da von „anders“ sprechen? Ja, und vielleicht ist genau das auch ein guter Moment um mit den Vorurteilen aufzuräumen, die Männerteams oft begegnen. Sie ahnen es vielleicht schon – heute stehen die „Jungs“ in diesem Beitrag im Vordergrund.

Vorurteil Nr. 1: „Männer kriegen den Mund nicht auf.“

Was manch Frau daheim sicherlich unterschreiben kann, aber aus der Sicht meines beruflichen Alltags heraus, kann ich das nicht bestätigen. Das Büro teile ich mir mit sechs Kollegen. Alle Jungs haben ihre eigenen Spezialgebiete und sind hochkonzentriert bei der Arbeit. Oft ist es erforderlich, dass ein fachlicher Austausch zwischen den Kollegen stattfindet, der dann mal schnell über den Tisch geschieht. Okay, das ist Fachsimpeln und Wissensaustausch, der sein muss. Aber bei meinen „Jungs“ geht es zum Glück noch weiter. Wenn sich ein Gespräch zwischen zwei Kollegen interessant oder auch gar lustig entwickelt, fliegen schon mal von anderer Seite freche Sprüche über den Tisch und schon ist das ganze Büro in einer lustigen Unterhaltung drin. Auch, wenn einer der Kollegen etwas Lustiges oder Erstaunliches (gern auch fern der Informatik) im Internet gelesen hat, teilt er das gern mit uns. Diese Momente sind nicht nur lustig und schön, sondern auch willkommene kleine Pausen, in denen das Team zusammen lacht. Vielleicht ist es auch gerade das, was unser Team wirklich zu einem Team macht – dass jeder den Mund aufmachen darf und auch aufmacht.

Vorurteil Nr. 2: „Männer kennen nur derbe Witze.“

He he … ja, sie kennen derbe Witze. Aber mal ehrlich – wenn wir Frauen unter uns sind, reden wir auch nicht nur über den Haushalt, Kinder und den Thermomix, sondern lachen auch viel. Und da können wir mit den Männern mithalten. Ja, Männer kennen derbe Witze. Aber nicht nur. Meine Jungshabe ich als sehr schlagfertig kennengelernt. Keiner ist auf den Mund gefallen. Das lockert die Stimmung ungemein auf. Oft entwickeln sich Späße auch, aber derb? Nein, zumindest nicht im Sinne von „unter die Gürtellinie abzielend“. Da wissen sie sich schon zu beherrschen. Und zwar nicht, weil eine Frau im Raum ist, sondern weil das der gegenseitige Respekt mit sich bringt. Und glauben Sie mir: So schnell, wie die Sprüche hier teilweise über den Tisch fliegen, denkt keiner drüber nach, ob das respektlos ist oder nicht. Respekt ist eine Haltung, da muss man nicht drüber nachdenken.

Vorurteil Nr. 3: „Männer konzentrieren sich nur auf die Arbeit und interessieren sich nicht für die Person hinter dem Mitarbeiter.“

So ein Käse! Männer mögen vielleicht nicht die Neugierde an den Tag legen, die wir Frauen gern bei persönlichen Fragen zeigen. Aber Männer interessieren sich definitiv auch für die Person hinter dem Mitarbeiter. Es kommt durchaus bei uns im Büro vor, dass ein Kollege auf dem Rückweg von der Kaffeemaschine Halt macht und jemanden nach etwas privaten fragt. Oder auch einfach mal in den Raum die Frage stellt, ob wir am Freitag nachmittag nicht alle auf den Augsburger Plärrer gehen wollen. Wie bitte? Private Gepräche im Büro – und das wird von der Geschäftsleitung geduldet? Ja. Unser Geschäftsführer ist nämlich tatsächlich einer, der sich auch für seine Mitarbeiter interessiert und selbst hin und wieder mit der Kaffeetasse im Raum steht und ein Gespräch anzettelt. Sofern alle ihren Job machen, spricht bei uns nichts gegen eine äußerst gute Arbeitsatmosphäre. Im Gegenteil – wer Spaß bei der Arbeit und an der Arbeit hat, erzielt bessere Ergebnisse und ist motivierter.

Vorurteil Nr. 4: „Als Frau muss man sich den Respekt der Männer hart verdienen.“

Vielleicht ist es hier von Vorteil, dass wir ein mittelständischer Betrieb sind. Es gibt im Grunde kaum Möglichkeiten, sich gegenseitig den Rang abzulaufen, sich Steine in den Weg zu legen oder Neid und Missgunst zu sähen, wie es in Konzernen gerne der Fall ist. Hier ist das Unternehmen tatsächlich auf seine Mitarbeiter angewiesen. Und diese Einstellung kennt jeder und hat jeder. Somit ist von vorhinein klar, dass wir es uns nicht leisten können, unqualifiziertes Personal „durchzuschleifen“. Das mag der Grund sein, warum meine Kollegin und ich noch nie von den männlichen Kollegen aus Kompetenzsicht in Frage gestellt wurden. Es wird nichts an uns vorbei organisiert und wir werden für entsprechende Belange, die in unsere Aufgabenbereiche fallen, direkt und unverblümt angesprochen. Das können einfache Fragen sein, aber auch Kritik. Und dies funktioniert auch in die andere Richtung. Auch meine Kollegin und ich müssen oft die Männer ins Boot holen oder eben kritisieren bzw. ein Ergebnis kritisch hinterfragen. Doch bei all diesen Gesprächen werden wir nie herablassend behandelt. Unsere Meinung hat Gewicht. Nicht, weil wir so ein Vorzeigeunternehmen sind, dass sich intern auf frauenfördernde Programme stürzt, wie es andere Unternehmen gerne machen, sondern weil es bei uns selbstverständlich ist, dass jeder Mitarbeiter qualifiziert ist. Und es hat auch wieder etwas mit Respekt zu tun.

An meine „Jungs“:

Ich mag euch und arbeite gern mit euch zusammen! Danke 🙂